Wenn graue Wolken aufziehen, die Temperaturen sinken und die Luft feuchter wird, spüren viele Menschen ihre Gelenke stärker als sonst. Besonders Betroffene mit Arthrose oder rheumatischen Erkrankungen berichten, dass sich Schmerzen und Steifigkeit in solchen Phasen verschlimmern. Doch woran liegt das – und was kann man dagegen tun?

Wenn Kälte und Feuchtigkeit zusammenkommen
Sinkende Temperaturen und steigende Luftfeuchtigkeit sind eine ungünstige Kombination für empfindliche Gelenke. Eine verbreitete Erklärung lautet, dass sich bei fallendem Luftdruck der Druckunterschied zwischen Körperinnerem und Umgebung verändert. Das kann dazu führen, dass sich Gewebe leicht ausdehnt und Nervenenden empfindlicher reagieren. Gleichzeitig führt Kälte zu einer Verengung der Blutgefässe, wodurch Muskeln und Gelenke schlechter durchblutet und weniger beweglich werden. Viele Betroffene spüren dadurch eine gewisse Steifheit, die besonders morgens oder nach längerer Ruhe auftritt.
Auch Feuchtigkeit spielt eine Rolle. Wenn die Luft feucht und kalt ist, fühlt sich die Kälte oft intensiver an. Die Muskulatur reagiert darauf mit Anspannung, was die Beweglichkeit zusätzlich einschränkt. Hinzu kommt, dass man bei schlechtem Wetter häufig weniger aktiv ist – und genau das verschlechtert langfristig die Gelenkgesundheit.
Der wissenschaftliche Blick auf das Wetterphänomen
Die Forschung bestätigt, dass viele Menschen wetterbedingte Schmerzen empfinden, doch die Ursachen sind nicht eindeutig belegt. Zahlreiche Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Temperatur- oder Luftdruckveränderungen und Schmerzintensität, doch die Effekte sind individuell sehr unterschiedlich. Manche reagieren empfindlich auf Wetterwechsel, andere gar nicht. Die Medizin geht daher von einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren aus: physikalische Veränderungen im Gewebe, veränderte Muskelspannung, psychologische Einflüsse und möglicherweise auch veränderte Aktivitätsmuster.
Wissenschaftlich gesichert ist hingegen, dass bewährte Massnahmen – wie regelmässige Bewegung, physikalische Therapie und gesunde Ernährung – den Gelenken langfristig deutlich besser helfen als das blosse Vermeiden von Kälte oder Feuchtigkeit.


Wie man sich vor wetterbedingten Schmerzen schützt
Wichtig ist, den Körper auf wechselnde Bedingungen vorzubereiten. Eine wärmende Kleidungsschicht schützt empfindliche Gelenke und hält Muskeln geschmeidig. Besonders Knie, Hüften und Hände sollten stets warm bleiben, denn gut durchblutetes Gewebe reagiert weniger empfindlich auf Temperaturschwankungen. Auch ein angenehm temperiertes Wohnumfeld wirkt vorbeugend – wer dazu neigt, morgens steif aufzuwachen, profitiert häufig von einer warmen Dusche oder leichten Dehnübungen direkt nach dem Aufstehen.
Bewegung bleibt der wichtigste Schutz. Wer regelmässig trainiert, stärkt Muskeln, Sehnen und Gelenkkapseln und beugt so wetterbedingten Beschwerden vor. Schon tägliche Spaziergänge oder leichte Gymnastik genügen, um die Gelenke beweglich zu halten. Entscheidend ist, in Bewegung zu bleiben – auch wenn das Wetter einmal ungemütlich ist. Bei Kälte empfiehlt es sich, vor körperlicher Aktivität einige Minuten aufzuwärmen, um die Muskulatur vorzubereiten und Verspannungen zu vermeiden.

Behandlungsmöglichkeiten bei akuten Beschwerden
Treten Gelenkschmerzen trotz aller Vorsorge auf, helfen Wärme- oder Kälteanwendungen, je nach Ursache. Wärme lindert Steifigkeit und fördert die Durchblutung, während Kälte bei akuten Entzündungen und Schwellungen abschwellend wirkt. Auch eine Kombination aus Ruhe und sanfter Mobilisation ist sinnvoll: zu viel Schonung kann die Beschwerden verschlimmern, zu viel Belastung reizt das Gelenk.
Schmerzgele mit entzündungshemmenden Wirkstoffen können lokal Linderung verschaffen. Bei stärkeren oder wiederkehrenden Schmerzen kann der Arzt medikamentöse Therapien, Physiotherapie oder bei Bedarf auch Injektionen empfehlen. Bewegungstherapie ist in jedem Fall zentral – sie sorgt dafür, dass Gelenke stabil bleiben und sich nicht „einrosten“. In schweren Fällen, etwa bei fortgeschrittener Arthrose, können orthopädische Hilfsmittel oder operative Eingriffe notwendig werden..
Die Rolle der Ernährung
Auch die Ernährung beeinflusst, wie gut Gelenke funktionieren und wie stark Entzündungen im Körper verlaufen. Empfehlenswert ist eine ausgewogene, überwiegend pflanzenbasierte Kost mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und hochwertigen Fetten. Besonders die sogenannte mediterrane Ernährungsweise hat sich als günstig erwiesen. Sie liefert reichlich Omega-3-Fettsäuren – etwa aus Fisch, Leinöl oder Walnüssen –, die entzündungshemmend wirken können.
Antioxidantien aus frischem Obst und Gemüse helfen, oxidativen Stress zu reduzieren, und ausreichend Vitamin D unterstützt die Muskelfunktion. Übermässiger Konsum von Zucker, Alkohol und stark verarbeiteten Lebensmitteln sollte hingegen vermieden werden, da sie entzündliche Prozesse fördern können. Wer Nahrungsergänzungsmittel wie Glucosamin, Chondroitin oder Kurkuma erwägt, sollte das zuvor mit einem Arzt oder Apotheker besprechen, da die Wirksamkeit individuell unterschiedlich ist und Wechselwirkungen möglich sind.

Wann man ärztlichen Rat einholen sollte
Nicht jeder Gelenkschmerz ist harmlos. Wenn Schmerzen plötzlich, stark oder anhaltend auftreten, das Gelenk geschwollen, gerötet oder überwärmt ist, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Gleiches gilt, wenn Fieber oder andere allgemeine Symptome hinzukommen – das kann auf eine Entzündung oder Infektion hinweisen. Auch bei schleichenden Beschwerden, die die Beweglichkeit einschränken oder den Alltag beeinträchtigen, ist eine fachärztliche Untersuchung ratsam.
Je nach Verdachtsdiagnose kann der Hausarzt an Orthopäden oder Rheumatologen überweisen. Moderne Bildgebung und Blutuntersuchungen ermöglichen es, die Ursache gezielt zu bestimmen und eine individuell abgestimmte Therapie einzuleiten.
